Vogelwelt

Vogel des Jahres 2023: Das Braunkehlchen

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Der Sonne hinterher

Das Braunkehlchen (Saxicola rubetra) wurde zum Vogel des Jahres 2023 gewählt. Der 12-14 cm kleine Singvogel gehört zur Familie der Fliegenschnäpper und ist in fast ganz Europa verbreitet.

Braunkehlchen gehören zu den Langstreckenziehern und verbringen den Winter über in ihrem Winterquartier im tropischen Afrika. Auf ihren Weg dorthin machen sie sich Mitte/Ende August und legen dabei ungefähr 5.000 Kilometer zurück. In ihr europäisches Brutgebiet kehren sie dann im April zurück. Sie fliegen nur nachts, tagsüber wird nach Nahrung gesucht oder sich ausgeruht.

Das Braunkehlchen zählt zu den stark gefährdeten Vogelarten und ist in allen Roten Listen Mitteleuropas (ausgenommen Polen und Ungarn) verzeichnet. Zuhause ist er in ungemähten, blütenreichen Wiesen und Brachen, in welchen er auch seine Bodennester zum Brüten anlegt. Und da genau diese Wiesen, Brachen und Feldränder immer mehr verschwinden, gehen leider auch die Bestände des Braunkehlchens immer weiter zurück. Der Bestand in Deutschland beläuft sich auf schätzungsweise 20.000-35.000 Brutpaare.

Aufgrund der nur sehr kurzen Brutzeit zwischen April und August und nur einen möglichen Jahresbrut ist eine erfolgreiche Brut umso wichtiger. Und dies wird leider umso schwieriger, je weniger Lebensräume dem Braunkehlchen bleiben.

Eine gute Aussicht ist das A und O

Besonders wichtig für die Auswahl eines geeigneten Brutreviers ist für die kleinen Singvögel das Vorhandensein von einzelnen Büschen, hohen Stauden oder Zaunpfählen, welche von Braunkehlchen als erhöhte Sing- und Ansitzwarten genutzt werden. Dort verweilen sie und starten von hier aus beispielsweise ihre Jagdflüge auf Insekten oder locken Weibchen an. Auf ihrem Speiseplan stehen Insekten und deren Larven, Würmer und Spinnen sowie im Herbst auch Beeren.

Besondere äußerliche Merkmale der Braunkehlchen sind ein heller bis weißer Streifen über den Augen und die hell orangebraune Färbung der Kehle und Brust. Der Rücken ist braun mit dunkleren Flecken und beim Losfliegen lässt sich die weiße Schwanzbasis erkennen. Insgesamt sind Weibchen von der Farbe jedoch deutlich heller als die Männchen. Mit ihrer Rückenfärbung können sich Braunkehlchen bei drohender Gefahr durch Einnahme einer „Pfahlstellung“ unsichtbar machen, um sich beispielsweise vor Greifvögeln zu schützen.

Schmatzender Sängerknabe

Seinen Gattungsnamen Wiesenschmätzer (Saxicola) hat er seinen schnalzenden, schmatzenden Lauten zu verdanken, welche zu Beginn seiner Strophen vorkommen. Die Strophen sind variabel, werden im Verlauf schneller und enden dann abrupt. Sein Ruf klingt wie ein weiches „djü“, welcher etwas an den Ruf des Gimpels erinnert, gefolgt von einem kurzen, charakteristischen Schnalzen. Oder aber auch ein hartes „tek tek“ kann vorkommen.


Doppelsieger

Das Braunkehlchen darf 2023 nun schon zum zweiten Mal den Titel Vogel des Jahres tragen – bereits 1987 wurde er schon einmal zu diesem Titel gekürt. In der diesjährigen öffentlichen Wahl wurden 135.000 Stimmen abgegeben. Mit 43,5 % der Stimmen konnte das Braunkehlchen die Abstimmung für sich entscheiden. Durchgesetzt hat er sich gegen den Feldsperling, den Neuntöter, den Trauerschnäpper und das Teichhuhn. Der Vogel des Jahres wird vom NABU (Naturschutzbund Deutschland) und dem bayrischen Partner LBV (Landesverbund für Vogelschutz) seit 1971 durchgeführt. Dies war die dritte Wahl, die durch eine öffentliche Abstimmung durchgeführt wurde.